Beitrag zur CEBIT-Beilage der Welt 2002
Ohne Roaming kein Evernet
Eine neue Software von Hewlett-Packard verknüpft alle mobilen und Firmennetze - Der Nutzer muss dafür überhaupt nichts tun
Von Daniel Amor
Das Informationsnetz zieht sich immer enger um die Erde. Schon spricht man vom anbrechenden Zeitalter des Evernet, in dem Informationen - so wie Strom und Wasser - jederzeit abrufbar sind. Mehr noch: Mit tragbaren Geräten ausgestattet, wird man immer und überall erreichbar sein, indem man alle Netze - ob fest oder mobil - gleichermaßen nutzen kann und zwar, ohne sich vorher an- und umzumelden.
Dieses so genannte Roaming gibt es bereits im Mobilfunkbereich, wo durch den Abschluss entsprechender Verträge die Nutzung des Han-dys auch im Ausland möglich ist. Das künftige Evernet ist allerdings viel heterogener, und Roaming-Verträge abzuschließen, ist kompliziert, da nicht nur unterschiedliche Technologien, sondern auch Geschäftsmodelle berücksichtigt werden müssen. Hewlett-Packard hat nun eine Software-Technologie entwickelt, die das Evernet in greifbare Nähe rückt. Der Name: HP OpenRoaming. Damit ist das Unternehmen das weltweit erste mit einer marktreifen Lösung. (Halle 1, Stand 7i2)
Mit HP OpenRoaming ist es möglich, zwischen verschiedenen Netzwerkarten völlig problemlos und ohne jeden Aufwand zu wechseln. Das heißt, ganz egal, ob sich der Nutzer in einem LAN, einem WLAN-, GSM-, GPRS- oder einem UMTS-Funknetz aufhält - er ist immer erreichbar und sendefähig. Die modulare Bauweise erlaubt auch die Einbeziehung weiterer Netzwerkarten wie Bluetooth. Damit sind beispielsweise folgende Szenarien denkbar: Ein Mitarbeiter sitzt an seinem Arbeitsplatz und muss plötzlich in eine Besprechung. Er trennt den Laptop vom LAN und geht in den Konferenzraum. Währenddessen meldet HP OpenRoaming den Rechner unterbrechungsfrei im Wireless LAN des Unternehmens an - ohne, dass der Mitarbeiter etwas merkt. Nach der Besprechung fährt er zum Flughafen. Sobald er das Gebäude verlässt, schaltet der Laptop unterbrechungsfrei vom WLAN auf GPRS um, womit unser Mann auch im Taxi das Firmennetzwerk nutzen kann. Am Flughafen angekommen, unterbricht HP OpenRoaming die Verbindung zum GPRS-Netz und knüpft den Kontakt zum lokalen WLAN, wobei das System jeweils das kostengünstigste und leistungsstärkste Netzwerk sucht.
Das Beispiel macht noch auf ein weiteres Problem aufmerksam: den Datenschutz. Daher benutzt HP OpenRoaming zusätzlich zum Standard Mobile IP die Technologie IPSec, die die verschlüsselte Übermittlung von Daten ermöglicht. Eine wichtige Eigenschaft der Software ist ferner die Möglichkeit, die gleiche IP-Adresse beizubehalten, egal in welchem Netz man sich gerade aufhält. So kann man interaktive Applikationen und Push-Technologien nutzen. HP OpenRoaming ermöglicht zudem IP-Telefonie.
Interessant ist auch das Abrechnungsmodell, bietet es doch den Vorteil, dass das Unternehmen nur einen Vertrag mit den einzelnen Anbietern aushandeln muss, statt wie beim Mobiltelefon, für jeden Mitarbeiter einen individuellen Netzzugang mit eigener Nummer zu beantragen. Der Grund: Die einzelnen Mitarbeiter benötigen keine eigene Authentisierung, sondern werden über eine Firmen-Authentisierung in die Netze gelassen. Mittels einer Verschlüsselung tunnelt man sie bis ins Firmen-Netzwerk, wo sie auf interne und externe Ressourcen zugreifen können.
Sicher werden sich schon bald neue Service-Provider etablieren, die diese Netz-Aggregation für Endkunden und kleinere Firmen übernehmen. Durch den Einsatz von offenen Technologien in HP OpenRoaming können Firmen ihren mobilen Mitarbeitern jederzeit sicheren Zugriff auf unternehmensinterne Ressourcen und das Internet ermöglichen. In einem zweiten Schritt wird es dann auch für Privatnutzer möglich sein, Informationen, die zu Hause gespeichert sind, von jedem Ort der Welt und zu jeder Zeit abzurufen.
Daniel Amor ist Chief Technologist eCommerce bei Hewlett-Packard Deutschland und Autor der Bücher "Die E-Business (R)Evolution", "Dynamic Commerce" und "Das Handy gegen Zahnschmerzen"